6. November 2024 | Blog

Präsentation Matur- und Selbständige Arbeiten

Anfang November werden wieder SAR und MA präsentiert. Interessierte Eltern und Freunde sind herzlich eingeladen! Hier stellen wir eine Arbeit vor: Lilian Matter hat eine Graphic Novel zu einer Alpensage gezeichnet.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Graphic Novel zu einer Alpensage zu realisieren?
Geschichten begleiten mich, seit ich denken kann. Die Graphic Novel erschien mir als perfektes Medium, weil ich damit erzählerisch ebenso wie zeichnerisch kreativ sein konnte. Letzten Winter las ich einen Roman von Tim Krohn, der mir sehr gefällt. Er ist stark von echten Schweizer Sagen beeinflusst. Ich bekam Lust, mich in die Schweizer Sagenwelt zu vertiefen. Dabei fiel ich sozusagen in ein «Rabbithole» und entdeckte, dass die Schweizer Sagenwelt viel reichhaltiger ist als das, was man als Kind vermittelt bekommt. Auf Sagen aus den Alpen fokussierte ich, weil ich eine alpine Kulisse zeichnen wollte.

Worum geht es in Ihrer Geschichte, die Sie ja auch selbst geschrieben haben?
Die Protagonistin Ida, ein junges Mädchen, wohnt mit ihrem altersschwachen Grossvater in einem Bergdorf. Der Grossvater glaubt fest ans Übernatürliche, denn als Kind hat er eine Hexe mit dem Teufel paktieren sehen. Er warnt seine Enkelin, dieser Frau, die alle «die Fängge» nennen, fernzubleiben. Doch Ida ist von Natur aus skeptisch. Erst als eines Nachts im Dorf ein Feuer ausbricht, schenkt sie den Geschichten des Grossvaters Glauben und geht zur gefährlichen Fängge, in der Hoffnung auf einen rettenden Feuerbann. Was Ida nicht weiss: Die Fängge besitzt nur noch einen einzigen Zauber, und dessen Zerstörung bedeutet auch das Ende ihres Pakts mit dem Teufel.

Wie haben Sie die Bilder entwickelt? Gab es Vorbilder?
Natürlich, vor allem für die Landschaften. Mein wichtigstes Vorbild war die Casa Tomé in Poschiavo, eines der ältesten originalen Bauernhäuser im gesamten Alpenraum. Ich konnte sowohl das Innere als auch das Äussere des Hauses als Vorbild für das Haus des Grossvaters in meiner Geschichte verwenden.
Für die Landschaftsbilder habe ich selber Fotos beim Wandern gemacht. Ich habe aber nie ein Bild eins zu eins abgezeichnet, die fotografierten Vorbilder dienten lediglich zur Inspiration.

Sie haben die Bilder mit Tusche gezeichnet. Warum?
Ich wollte unbedingt analog zeichnen, auch, weil ich es passender finde für eine Geschichte, die in einer Zeit lange vor der Digitalisierung spielt.

Was war die grösste Herausforderung im ganzen Arbeitsprozess?
Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass es insgesamt einfach zu viel Arbeit war. Der Umgang mit dem Material Tusche war auch sehr anspruchsvoll. Am allerschwierigsten fand ich aber immer den Übergang zu einem neuen Arbeitsschritt. Es braucht Überwindung, gerade wenn man etwas vorhat, das man zuvor noch nie gemacht hat. Wenn man dann erst mal angefangen hat, geht es meistens schnell.

Planen Sie eine Fortsetzung oder eine Veröffentlichung der Graphic Novel?
Ich bin mir nicht sicher, ob eine Veröffentlichung realistisch ist – obwohl es natürlich toll wäre. Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine sehr kleine Auflage in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Poschiavo, da ich sehr viel Bildmaterial aus der Region und den lokalen Museen benutzt habe. Dazu müsste man die Geschichte aber auf jeden Fall ins Italienische übersetzen. Eine französische Übersetzung ist bereits in Auftrag.
Ich habe das Ende der Graphic Novel bewusst offen gelassen, um allenfalls eine Fortsetzung schreiben zu können. Die Idee zu einer solchen Geschichte habe ich auch schon im Kopf. Das Thema Sagen ist auf jeden Fall noch nicht erledigt!

Infos zu den Präsentationen:
Montag, 18.11.2023, 13–20 Uhr: Präsentation der Selbständigen Arbeiten (SAR)
Donnerstag, 21.11.2023, 13–20 Uhr: Präsentation der Maturarbeiten (MA)
Beachten Sie für genauere Informationen den Aushang im Foyer von Alt- und Neubau.

Interview mit Lilian Matter (G4A): Mirjam Caspers

Bilder: Lilian Matter, Mirjam Caspers