Werk­an­ga­ben

Künst­ler: Wilhelm Schmid (1892−1971)
Titel: Die vier Elemente
Jahr: 1956
Tech­nik: Kera­mik (Majo­lika)
Grösse: 83 cm x 123 cm
Stand­ort: Eingangs­be­reich Altbau

Wilhelm Schmid

Im Zentrum (Erde) entfal­tet sich eine archai­sche Szene: Ein Land­mann bindet mit einer Hand Reben; mit der andern Hand hält er die Zügel von zwei Zugtie­ren. Diese ziehen einen Pflug, hinter dem ein bärti­ger Bauer daher­stapft. Im Hinter­grund steht ein gros­ses Haus mit zwei Türen, umge­ben von einem Obst­gar­ten. Auf dem Boden bewegt sich aller­lei Getier: Eine Schne­cke, ein Sala­man­der und ein Hund.

Der unterste Teil der Majo­lika ist dem Wasser gewid­met, in dem sich unter ande­rem ein Seestern, ein Krebs, zwei Fische und eine Ente tummeln.

Das unsicht­bare Element, die Luft, wird durch die ausge­brei­te­ten Flügel eines Vogels, einen Ballon und einen Schmet­ter­ling darge­stellt. Links oben thront die Sonne. Von einem Strah­len­kranz umge­ben (Feuer), über­wacht sie das Geschehen.

Für die Einord­nung ist wesent­lich, dass dieses Kunst­werk bewusst in jenem Trakt des Altbaus plat­ziert wurde, in dem in den 1950er Jahren Kinder der Primar­stufe unter­rich­tet wurden («Übungs­schule»). Die verspielte Naivi­tät der Darstel­lung war bestimmt geeig­net, die Phan­ta­sie des kind­li­chen Publi­kums anzu­re­gen. Gleich­zei­tig sollte aber Wilhelm Schmids Kunst nicht auf ihre Naivi­tät redu­ziert werden. Sie steht in Zusam­men­hang mit der Strö­mung des Magi­schen Realis­mus. Auch Schmids künst­le­ri­sche Biogra­phie ist komple­xer, als ein ober­fläch­li­cher Blick auf das geschil­derte Werk erah­nen lässt.

Wilhelm Schmid wurde 1892 in Remi­gen in einfa­chen Verhält­nisse gebo­ren. Er entpuppte sich schon in jungen Jahren als viel­sei­tig begab­ter Künst­ler, der in Pots­dam mit dem «Etap­pen­haus» archi­tek­to­ni­sche Spuren hinter­liess und sich im Deutsch­land der Zwischen­kriegs­zeit einen Namen als moder­ner Maler machte. Nach 1933 wurde das Leben in Deutsch­land beson­ders für Schmids Frau, die Sänge­rin Maria Metz, uner­träg­lich. Sie wurde wegen ihres jüdi­schen Hinter­grunds ange­fein­det, aber auch einige der Werke Wilhelm Schmids wurden als «entar­tet» atta­ckiert. Das Ehepaar siedelte nach 1937 in die Schweiz um. Das riesige Gemälde «La Cena», von dem sich Schmid 1946 auf einer natio­na­len Ausstel­lung in Genf einen gros­sen Erfolg erhoffte, löste in der konser­va­ti­ven Schweiz der unmit­tel­ba­ren Nach­kriegs­zeit einen Skan­dal aus. Es gelang Schmid auch in den darauf­fol­gen­den Jahren nicht, an seine frühe­ren künst­le­ri­schen Erfolge anzuknüpfen.

Beat Hodler